Literatur
heißt auf deutsch "Ganz der Ihre", der Titel eines Buches von Connie Palmen.
Es geht um Salomon Schwartz und fünf seiner wichtigsten Frauen. Salomon ist tot, seine Frau wird von seinem Bruder tot aufgefunden. Sie ist ihm in den Tod gefolgt, denkt er.
Charlie bekommt den Nachlaß der Toten, eine Überfülle an Material über Salomon. Charlie ist Biographin, und statt sich zu freuen, ist sie erstmal sauer, daß die Tote ihr einiges an Arbeit abgenommen hat. Sie geht das Material dann doch durch. Interviews mit verschiedenen wichtigen Frauen in Salomons Leben, teils Geliebten, teils Weggefährtinnen.
Spannend fängt es an, immer langweiliger geht das Buch zu Ende, weil sich die Autorin allzusehr in Psychoanalyse und Freud verstrickt. Freud wird nicht ausdrücklich genannt, aber es dreht sich dauernd um den abwesenden Vater und die überfürsorgliche Mutter, da weiß man dann schon, woher der Wind weht.
Freud hätte die Autorin besser ruhen lassen, zumal die Psychoanalyse heutzutage schon sehr viel weiter entwickelt ist. Ich wollte gerade was draus zitieren, aber für mich ist das einfach verdrehtes Zeug. Das kann man nicht weitergeben.
Statt Freude an einem schönen Buch zu haben (wie es die Anfangsseiten verheißen haben) bin ich mal wieder zu dem Schluß gekommen, froh zu sein, nie Psychologie, Sozialarbeit oder Ähnliches studiert zu haben. Da muß man ja am Ende einen Hau bekommen!
Nachtrag: Ich hab ein bißchen im Internet rumgeguckt zu diesem Buch. Anscheinend verstrickt sich die Autorin deswegen so in die Tiefenpsychologie, weil sie damit Trauerarbeit leistet. Deswegen dreht sich das mit der Psychologie bei ihr wahrscheinlich auch so im Kreis.
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Literatur - 22. Feb, 17:12
Ich hab - nachdem wir letztens über Bücher im allgemeinen und besonderen geredet haben und u.a. auf Kinderbücher zu sprechen gekommen sind und Oli meinte, daß die Streiche der Ritter in der Schreckenstein-Reihe einfach witzig seien - mal wieder ein Schreckenstein-Buch gelesen. Nach langer Zeit.
Ich wußte ja schon, daß die sich als Erwachsener ganz anders lesen als als Kind. Ich wußte auch, daß der Autor Oliver Hassencamp (soweit ich weiß, ist er vor etlichen Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen) Kabarettist war. Und das merkt man dieser Schreckenstein-Reihe auch an. Besonders amüsiert hat mich die Beschreibung der Mini-Ritter (in dem Band, den ich las - Geflüster auf Burg Schreckenstein - gibt es auch das rosenfelssche Pendant dazu, die Mini-Hühner). Überall wollen sie dabei sein, wollen alles besser wissen und können, lauschen und spähen, wollen nichts verpassen, sind immer aus dem Häuschen und neigen dazu, nichts als Mist zu machen. Oliver Hassencamp beschreibt das nicht etwa in zarten Worten, nein, er geht folgendermaßen zur Sache:... steigerte Udo seinen Scharfsinn zu Rasiermesserqualität. Mich hat es natürlich gleich mal wieder an Borderline erinnert. (O ja, ich bin wirklich geschädigt.)
Typisch Kabarettist, die lieben Mitmenschen solcherart darzustellen.
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Literatur - 20. Feb, 17:30
lernt man mit meiner momentanen Lektüre, dem Klassiker von Alexander und Margarete Mitscherlich, "Die Unfähigkeit zu trauern". Deutschland ist ein traumatisiertes Land, auch wenn es jetzt besser wird, nach all den Jahren und Generationen.
Ich bin erst beim ersten Lesen, noch nichtmal in der Mitte angelangt, also kann ich noch nicht allzuviel sagen.
Es ist sehr treffend geschrieben, wenn auch das Psychologische nichts für jeden ist (Freud kapier ich nicht, dafür aber die Beispiele).
Nach der Lektüre werde ich Politik anders wahrnehmen, Zeitung anders lesen, Konflikte aus einem anderen Blickwinkel sehen.
Ein sehr empfehlenswertes Buch.
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Literatur - 3. Feb, 10:15
Wie man an der Sidebar seht, lese ich gerade das berühmte Buch "Die Unfähigkeit zu trauern". Ich hab's günstig im Antiquariat erstanden.
Das Buch ist interessant, und zwar sehr. Ich lese es unter dem Aspekt "die kleinen Tyrannen", also die in Familie, Freundeskreis etc. Da deckt sich vieles.
Gleich auf den ersten Seiten geht es los. Klar, am Beispiel des verlorenen Krieges. In der Nachkriegszeit wurde dieser Krieg anscheinend sehr verharmlost.
Trifft das aber nicht auch auf sonstige Gewalttäter zu? Dieses weitreichende Verleugnen? Zitat:Vielmehr will man die Sieger auf Grund ihrer eigenen moralischen und politischen Maßstäbe zwingen, die Konsequenzen der Naziverbrechen so zu handhaben, als ob es sich um einen belanglosen kriegerischen Konflikt gehandelt hätteIch denke, Mißbrauchs- und Vergewaltigungsopfer werden oft mit diesem Schema konfrontiert. Nach dem Motto, war doch "nur ein Flirt", "wir zwei verstehen uns schon" und was auch immer, wie etwa Leugnen der psychischen Gewalt oder der Häufigkeit der Übergriffe. Oft muß man den Tätern alles aus der Nase ziehen, indem man ihnen unwiderlegbare Beweise für ihre Taten vorsetzt. Selbst dann noch wird geleugnet. Nicht nur vom Täter, auch vom Umfeld. Ganz klassisch die Mütter, die ihren mißbrauchten Kindern einfach nicht glauben können (und sie dadurch nochmals traumatisieren).
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Literatur - 30. Jan, 14:32
Ich habe mir letzten das Buch zu
SWR1 Leute erstanden. Das ist hochprofessionell gemacht - und einfach köstlich!
Ich lese z.B. von einem Herrn von Butler. Das ist ein Bundeswehrgeneral und KSK-Kommandeur.
Wolfgang Heim - einer der beiden langjährigen Moderatoren - meint in seinem einleitenden Text über ihn
...meisterte selbst zwei Stunden lang den Drahtseilakt, das eine zu erzählen und das andere zu verschweigen.
Der kurze, abgedruckte Interview-Ausschnitt ist zum Schießen komisch, wenn man eben Heims Aussage vorher gelesen hat. Hier der Interview-Ausschnitt:
Heim: Wieviele Einsätze hatten Sie im letzten Jahr?
von Butler: Kann nicht darüber reden.
Heim: Einstelliger, zweistelliger Bereich?
von Butler: Beides möglich.
Heim: Aber ihre Antwort lässt den Rückschluss zu, dass es Einsätze gegeben hat?
von Butler: Kann man nicht ausschließen.
Heim: Wie nah waren Ihre Männer an Osama bin Laden dran?
von Butler: Selbst wenn ich es wüsste, würde ich es nicht sagen.Ich hab kräftig gelacht. Was nichts gegen Herrn von Butler heißen soll. Ich kenne ihn nicht und hab der Sendung, als sie damals ausgestrahlt wurde, nicht zugehört.
Sky du Mont war letztes Jahr auch ein Interview-Gast. Seine Aussagen sprühen vor Witz und Humor. Etwa diese:
Hamburg ist eine sehr unaggressive Stadt. Wenn die Ampel grün wird und der vorne nicht losfährt, hupt keiner. In Bayern holen sie dich aus dem Auto raus.
SWR1 Leute ist der "Radio-Talk" werktags zwischen 10.05 Uhr und 12.00 Uhr. Es läuft auf SWR1 Baden-Württemberg. Wer es mit seinem Radio nicht empfangen kann, der kann auch das
Webradio einschalten.
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Literatur - 24. Jan, 17:22
Die Bücher von
O'Reilly sind bekannt für ihren Sachverstand. Oft sind sie Grundlagen-Bücher und tauchen tief in die Materie ein (und man hat dadurch Sachbücher von bleibendem Wert).
Was mich ansonsten an den Büchern dieses Verlags begeistert, ist der Witz (und hohe Sachkenntnis auch in der Anwendung), mit dem sie geschrieben sind.
Ich habe mir gerade bei
terrashop ein Buch zu
XP Hacks besorgt und es heute mal durchgeschmökert (und einiges angestrichen). Kein Geschwafel drumrum (ist ja hier in D so beliebt - aus Nichts ein Buch zu machen), Sachkenntnis, und dann wieder dieser Witz. Z.B. auf S. 64. Es geht um die Entfernung von (Windows-)Programmen, erfahrungsgemäß eine ätzende Sache. Der Autor meint hierzu
Windows hatte schon immer ein Problem mit dem Deinstallieren von Software, und am schlimmsten ist es mit Windows-eigenen Dienstprogrammen wie [...] Manchen mag es nicht als Witz vorkommen, aber so sind diese O'Reilly-Bücher oft: Treffen ohne Umschweife den Nagel auf den Kopf.
P.S.: O'Reilly trägt auch zur Allgemeinbildung bei. Billy Joel singt in "Leningrad": "children lived in Levittown". Dank diesem Buch (S. 53) weiß ich nun, was das ist. Von einem Herrn Bill Levitt (Soldat) am Reißbrett entworfene Städte (Soldaten brauchen Häuser). Die betreffende ist eine Gemeinde kurz vor New York.
Mehr Informationen gibt die englische Wikipedia.
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Literatur - 10. Dez, 21:14
So lautet der Buchtitel eines köstlichen (und dicken) Buches von Anna Gavalda. Wer lieber zuhört: Es gibt es auch als Hörbuch, fünf CDs stark.
Vier Pariser, die das Schicksal zusammenspült, die sich gegenseitig aufhelfen. Paulette, die nicht ins Altenheim will und dort kreuzunglücklich ist. Franck, ihr Enkel, stets um sie besorgt. Ansonsten ist er Koch und seine Leidenschaften sind Motorräder und Frauen. Camille, hat aufgehört zu zeichnen, ist Putzfrau. Und noch Philibert, der so lebensfremd wirkt. Ein Adelssproß, Privatunterricht, gehemmt im Umgang mit anderen, als eine Art Hausmeister für ein Haus, um das ein Erbschaftsstreit geführt wird, eingesetzt.
Sie raufen sich zusammen und geben einander Lebensmut und Lebenssinn.
Ich kann aus dem Buch jetzt nichts mehr zititeren, da ich es schon wieder in die Bücherei zurückgebracht habe. Es steckt voller Witz und herrlicher Dialoge. Beispielsweise als Yvonne, eine Freundin Paulettes, diese abholen will, um gemeinsam zum Supermarkt zu gehen. Yvonne ruft, aber Paulette erscheint (mal wieder) nicht. Also schaut Yvonne im Garten nach. Nein, auch da keine Paulette. Also schaut sie durch ein Fenster. Da liegt Paulette auf dem Boden, in einer Lache. Yvonne ist entsetzt und schreitet zur Tat. Hausschlüssel hat sie keinen, also geht sie zum Gärtnerhäuschen und holt Werkzeug, um das Fenster einzuschlagen. Und steigt durch das nun kaputte Fenster ins Haus ein.
Man stelle sich vor, eine hochbetagte Frau klettert durch ein kaputtes Fenster!
Drin angekommen steht sie vor Paulette und meint: "Bist Du tot? Bist Du jetzt tot?"
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Literatur - 3. Dez, 11:10
Weil wir (vhs-Orchester) heute (um 18.00 Uhr) ein Konzert im Augustinum (nobles Seniorenwohnstift) im Emmertsgrund geben, war ich am Freitag schon zur Generalprobe oben.
Die machen da gerade einen Bücherflohmarkt, habe ich dabei gesehen. Rechts vor dem Eingang zum Theatersaal sind die Bücher aufgebaut. Es gibt auch Schallplatten und Noten (hauptsächlich Klavier). Wenn man sich was ausgesucht hat, zahlt man an der Rezeption.
Am 3. Dezember ist noch ganz woanders Bücherflohmarkt, und zwar in der Stadtbücherei. Ich nehme mal an, wieder im Hilde-Domin-Saal. Das lohnt sich, denke ich!
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Literatur - 27. Nov, 12:57
Es gibt noch mehr so Menschen wie diese
Bücherretterin, mailte mir die
Inge. Und nicht nur etwa eine einzelne Person, sondern ein ganzer Club, eine Art Leseclub. Die legen an verschiedenen Stellen der Stadt (nicht nur in Heidelberg) Bücher aus, damit sie gefunden werden und die Leute so zum Lesen anregen (aber auch, weil Bücher so teuer sind). Inge meint, man könne das auch im Internet verfolgen (da müßte ich aber erst nachforschen).
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Literatur - 10. Sep, 16:16
Ich bin auf die Empfehlung gestoßen, die Texte von Websites in Module einzuteilen, die "verhypertextet" sind. Desweiteren sollen Websites sowohl in Layout und Typografie scannbar (also überfliegbar, überschaubar) sein.
-> Her mit den Blogs. Das sind kurze Textmodule (in aller Regel). Verlinkt wird wie wild. Es gibt oft sogar eine Suchfunktion. In aller Regel ist die Site auch schön überschaubar aufgeteilt, sofern nicht der durch Werbung (Websitebau sei ja sooo leicht - klar, wenn man alles, was Probleme bereiten könnte, außer acht läßt) irregeleitete Hobby-Designer sein eigenes Ding zusammenpfuscht (das spricht wiederum für Bloghoster mit unveränderbaren Templates).
Mit der prägnanten, informierenden Sprache, die auch empfohlen wird, ist das was anderes. Das muß geübt werden (auch von mir).
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Literatur - 9. Sep, 10:47