Es ist das Buch
Gegen den Hass, erschienen beim S. Fischer-Verlag. Ich weiss nicht, warum ich es ausgerechnet jetzt gelesen habe, ja, extra gekauft und nicht bei der Stadtbücherei ausgeliehen.
Und tatsächlich, es ist gut, dass ich es gekauft, nicht ausgeliehen habe, denn ich habe mir ganz viel angestrichen (mit Bleistift). Das Buch hat mir viel gebracht, noch muss ich es sich setzen lassen. Es entlarvt den Hass. Nicht den persönlichen, sondern den systematischen, der oftmals - siehe Rassismus, ... - mit der gehassten Person nichts gemein hat, insofern anonym und nicht persönlich gemeint ist (soweit etwas eben nicht persönlich gemeint sein kann).
Ich kenne diesen Hass ganz persönlich, deswegen die vielen Anstreichungen.
Woher kenne ich ihn? Vom Scheidungskrieg meiner Eltern? Fragezeichen. Vom bekloppten Umfeld meines Vaters, das in den Scheidungskrieg mit eingestiegen ist, probates Ventil für den eigenen Hass, der weder in mir noch in meiner Mutter wurzelte, sondern ganz andere Ursachen hat(te) (ja, der Hass geht sogar nach dem Tod meiner Eltern weiter).
Wenn ich diese Elterngeneration anschaue, dann sehe ich, dass sie in einem Hasssystem aufgewachsen sind (Drittes Reich und Krieg, dann Nachkriegszeit). Ich sehe, z.T. erahne ich ihre Beschädigungen. Sie müssen nicht notwendigerweise selbst hassen, aber die Ängste, die Sprachlosigkeit, ... Und bei manchen der Hass, die Flucht in seltsame Lebensentwürfe(d.h. nicht lebbare und dem Nicht-Ablassen-Davon und sich verrennen), ...
Dann meine Irritationen, wie Frauen wahrgenommen werden. Jetzt ist mir klar, dass diese Irritationen daher rühren, dass Frauen anders wahrgenommen und behandelt werden, eben nicht ihnen gemäss, nicht Menschen gemäss. Das hat mich ständig irritiert, ohne dass es die Bewusstseinsschwelle überschritten hatte. Unterwegs hatte ich mir ständig Frauen angeguckt, ja taxiert, was an ihnen, der jeweils Einzelnen, nur so provokant sei, dass abschätzig über sie geredet wird, dass sie vergewaltigt werden, dass sie im öffentlichen Diskurs weniger wahrgenommen werden, ...
Das fällt nun - als Folge der Lektüre dieses Buches - immer mehr weg und ich freue mich, ganz unterschiedliche Menschen zu sehen.
Dann dieses unglaubliche Fiasko in einem der Vereine, in dem ich mal war (schon über ein Jahrzehnt her). Das war bestialisch. Mir ging der Schock durch Mark und Bein und ich befürchtete die ganze Zeit, was als nächstes Perverses geschähe. Hass, durch und durch.
Dort allerdings auch: mein grosses Vorbild, mein absoluter Held, der entgegen aller Hasserfahrungen, die er schon früh und ausgedehnt in seinem Leben machen musste, die Liebe lebt, aus dem tiefsten Grund seines Herzens und seiner Seele die Menschen liebt und sich nicht davon abbringen lässt. Das kann man gar nicht hoch genug schätzen. Und er wächst mir immer noch mehr ans Herz.