Montag, 16. April 2012

mal wieder zuhören

Letztes Jahr habe ich eine neue Gemeinde für mich gesucht und gefunden.

Vorausgegangen war dem, dass ich in meiner alten Gemeinde bemerkte, dass ich im Gottesdienst überhaupt nicht mehr aufpasste (aber so gar nicht) und jede Menge Ärger.

Von einem Bekannten habe ich mir eine Gemeinde empfehlen lassen (sie gehört zur Vineyard-Bewegung). Die Leute dort seien natürlich, erzählte er mir zum Beispiel. Und dass man nicht auf den Leiter eingeschworen würde.
Das sind jetzt meine Worte. Damals erzählte er mir irgendwas davon, dass er ein Demokrat sei und diese Gemeinde ein Lenkrat habe mit wechselnden Gesichtern.

Dort angekommen, stellte ich fest: Ich kann der gesamten Predigt folgen. Der gesamten!
Wisst Ihr, ich hielt mich schon für einen hoffnungslosen Fall, der einer Predigt oder einem Vortrag nicht zur Gänze folgen kann, immer wieder abdriftet. Aber dort ist das nicht der Fall. Ich bin die ganze Zeit über aufmerksam. Ohne Mühe. Und das hat nach einem Jahr nicht nachgelassen.

Und ich tanke auf dabei.
Das hängt auch mit der Art der Leute zusammen. Die sind tatsächlich natürlich. Unverkrampft. Leben gerne. Sind offen. Stellt Euch vor, in der ganzen Zeit hat mich noch keiner mit einer Bibelstelle erschlagen wollen. Wow!
Diese Bibelstellenzitierer sind mir ein Graus. Das Auspacken der Moralkeule unter Berufung auf die höchste Instanz. Bä! Das ist so verbreitet, aber nicht in dieser Gemeinde. Juchhu!
Ich war beim Welcome Dinner vor einem Jahr. Da meinte eine aus dem Lenkrat, sie würden das so sehen, dass Jesus in der Mitte steht, aber jeder seine eigene Position zu ihm hat. Wow! So etwas von realistisch und annehmend.

Und wisst Ihr, beim Frauenfrühstück läuft dann auch nicht penetrant christliche Musik. Nein, nein, da trällert etwa Norah Jones aus dem Gerät. Dafür trägt man dann tatsächlich Jesus im Herzen. Indem eine Gemeinschaft zum Beispiel regelmässig in ein Altenheim geht und Zeit mit den alten Leutchen verbringt. Oder es gibt ein Team, das zwischen den Gottesdiensten (weil es so viele Leute geworden sind, gibt es am Sonntag zwei Gottesdienste) kocht. Sodass man sich näher kennenlernt und alles.

Ja, da gefällt es mir jetzt.

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ulf_der_freak (Gast) - 16. Apr, 14:58

Menschen, die meinen, in Glaubensfragen DIE RICHTIGE WAHRHEIT zu kennen sind mir ohnehin sehr suspekt. Deren WAHRHEIT ist letztlich nur deren MEINUNG, und nur die soll dann gelten... Wenn Glauben eine Last wird, dann ist irgendetwas faul. Denn sollte Gott den Menschen geschaffen haben, darunter zu leiden, daß es ihn gibt?

Gutes _TUN_ ist doch viel besser. Deine neue Gemeinde scheint cool zu sein,

Violine - 16. Apr, 15:02

Hohes Lob von Dir, Ulf, der Du doch Atheist bist.

Oh, dieses Um-sich-Schlagen mit der "Wahrheit"! Meine Güte!
Ulf, da habe ich letztens in eine Predigt hineingehört - sie wurde mir von einer empfohlen, weil da auch von dem sterbenskranken Bekannten die Rede war - da ist es mir anders geworden. Mindestens eine halbe Stunde lang wurde die "Wahrheit" betont. Meine Güte, so etwas soll eine gute Predigt sein! Nein, danke.

Das ist sehr der amerikanische Stil. Aber wir sind nun mal keine Amerikaner, wir sind Deutsche, Europäer. Da geht es anders zu.

Manchmal habe ich von dem amerikanischen Scheiss so etwas von die Schnauze voll. Und bin dann froh, dass ich andere Amerikaner kenne. Amerikaner, mit denen man wirklich kann, die reflektiert sind, differenziert und alles. Und nicht diese Plattheiten.
ulf_der_freak (Gast) - 16. Apr, 15:16

Daß ich nicht an Gott glaube bedeutet ja nicht, daß ich finde, alle sollen mir gleichtun.

Im Prinzip habe ich mit Glauben kein Problem. Nur mit dem Aufgezwungenbekommen, mit dem Genervtwerden durch Wahrheitskenner, mit Intoleranz und mit Einschränkungen von Freiheiten. Das aber ist in der Regel Machtmißbrauch mit Hilfe der Religion. Und das finde ich übel.
Violine - 16. Apr, 15:18

Hundeübel.

Muss aber gestehen, so wie der Mensch gestrickt ist, missbraucht er gerne irgendwelche moralischen Instanzen für sich, wer oder was auch immer das sei.
ulf_der_freak (Gast) - 16. Apr, 16:37

Religion eignet sich einfach am Besten für Unterdrückung: Man kann Gott nicht fragen bzw. bekommt üblicherweise keine Antwort, jedenfalls nicht von ihm selbst. Die Texte kann man sich zurechtinterpretieren, wie es gerade paßt. Und der arme Gläubige glaubt. Und über allem steht die Angst vor Gottes Zorn und der Hölle.
Violine - 16. Apr, 16:41

Ich habe mal gelesen - ich glaube, es war in "die Bibel" von Karen Armstrong - dass ganz, ganz lange gezögert wurde, ehe die Bibel aufgeschrieben wurde. Eben, damit sie lebendig blieb, und nicht papiern. Oder steinern, wie es in unserem Sprachgebrauch eigentlich heisst. Und damit auch kein Unterdrückungsinstrument werde.
ulf_der_freak (Gast) - 16. Apr, 16:52

Ich denke eher, daß es mündlich leichter ist, etwas "anzupassen". Die Schrift kann man abgleichen mit anderen Exemplaren und muß mühsamer fälschen.
Violine - 16. Apr, 16:58

Es gab - und ich denke, gibt es immer noch - nicht nur die Thora, sondern das auch das mündlich überlieferte Wort (wie das heisst, habe ich vergessen). Man lebt in ständiger Auseinandersetzung damit.
Das ist etwas anderes als zu sagen: Da steht's und fertig ist!

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