Eine andere Sicht auf frühere Verhältnisse hat mir neulich der Besuch der Oper
die Hochzeit des Figaro vermittelt.
Ich bin unvermittelt zum Theaterbesuch eingeladen worden, weil die eigentliche Karteninhaberin unpäßlich war. Ich hab' mich sehr über die Einladung gefreut und gleich mal im Opern- und Operettenführer die Handlung nachgelesen.
Auf mich wirkte das alles seltsam und abstrus. Ein seltsame Intrige nach der anderen, was sollte denn das? Na gut, dachte ich mir, werde ich mich eben an der Musik erfreuen.
Die Aufführung war sehr gut (im Heidelberger Theater) und hat mir entgegen aller Erwartungen frühere Zeiten auf humorvolle Art näher gebracht.
Wenn man als Schüler im Geschichtsunterricht von dem Recht der ersten Nacht erzählt bekommt, so läßt einen das recht kalt. Olle Kamellen, vergangene Zeiten, heute wissen wir alles besser.
Wissen wir heute wirklich alles besser? Jede Zeit hat ihre Zwänge, und das Recht der ersten Nacht war was Übles, das die Leute zur Verzweiflung trieb, wie die Intrigen - die mir bei meiner Lektüre so lächerlich erschienen - bewiesen.
Dieser Opernbesuch hat mir den Blick für die Lebendigkeit vergangener Zeiten geöffnet. Das habe ich gerade gemerkt, als ich mir eine Zusammenfassung von Shakespeares "Romeo und Julia" anhörte.