Einen Artikel über den fundamentalistischen Protestantismus in USA habe ich
schon geschrieben. Gleichzeitig kam mir ein
Posting unter, das ausführte, daß die Atheisten in USA die am mißtrauischst beäugte Gruppe sind. Sie machen vielleicht gerade mal 3% der Bevölkerung aus, aber ihnen wird Böses zugeschrieben (so wie früher den Juden Böses zugeschrieben wurde). Ein lesenswerter Artikel.
Heute nun verkündet mir mein Feedreader - Feed des
Magazins P.M. - in USA habe sich eine Gruppe namens
Brights (wer auf den Link klickt wird sehen, daß diese Brights auch in Deutschland sind) gegründet, eine Atheistengruppe. Diese Gruppe - Teil einer neuen Atheistenbewegung - verdammt alle Religion als Vergewaltigung.
Ich denke in allen genannten Fällen an den Leiter meiner English speaking group (ich nenne ihn mal Nick). Überzeugter Christ nach der amerikanischen Art. Ein richtiger Freak.
Und es ist hart, ein Christ zu sein. Er stolpert über dieselben Dinge, die ich gestern schon in meinem Posting besprochen habe. Man kann auch sagen, Wunsch und Wirklichkeit sind zweierlei, oder, wie meine Mutter immer sagt, Theorie und Praxis stimmen nicht überein.
Er will heiraten. Hanna. Über Hanna habe ich hier schon viel geschrieben, sie ist mein Prototyp für Borderliner-Verhalten (weil sie es zwar deutlich aufweist, aber doch nicht zu hart, sodaß man den Überblick behalten kann - ein gutes Studienobjekt eben).
Erstens will Nick unbedingt eine Frau. Und wenn man Gott bittet, dann bekommt man auch, was man will. Eine Frau um jeden Preis? Ich weiß es nicht, aber Hanna ist nicht gerade die beste Wahl. Sie hat mit sich selbst genug zu tun, mit einer Beziehung wird sie überhaupt nicht fertig. Wenn ich nur daran denke, daß sie einfach nie sagen kann, wenn sie auch nur unsicher ist (und stattdessen irgendwas Destruktives produziert). So kann keine Partnerschaft gelingen.
Zweitens darf man in seiner Gegenwart keine Krankheit erwähnen. Denn das hieße, Böses aussprechen, und was man mit seinem Munde kund tut, das wird real. Stattdessen redet er von "symptoms".
Das führt nun dazu, daß er im Falle Hanna aufgeschmissen ist. Ausgerechnet Borderline nicht beim Namen zu nennen, das ist fatal. Bei einem anderen Menschen würde er es vielleicht noch durchgehen lassen, aber er will sie doch unbedingt heiraten. Bei seiner Angebeteten wird er von diesem Prinzip nicht abweichen wollen. (By the way: In dem Buch "Gaudy Night" von Dorothy Sayers fand ich mal den Spruch, der "The first thing a principle does is to kill somebody." lautete (oder so ähnlich).) Nichts Böses aussprechen, nur nicht, das ruft den Teufel auf den Plan.
Wäre Nick noch in jungen Jahren, wäre das nicht so schlimm. Er hätte genügend Zeit, zu lernen und sich die Hörner abzustoßen. Nun gut, ältere Semester haben eigentlich gelernt, zu warten (und er legt auch großen Wert auf "being patient"), aber er will Kinder. Hannas biologische Uhr aber tickt. Nicht mehr lange, und sie ist 40 (wenn sie es nicht schon ist). Was nun?
Letztens mußte ich ihm reinen Wein über sie einschenken (er ist auf ihr stolzes/großspuriges Gehabe reingefallen, hat dabei mitgetan mir gegenüber - mir dagegen ist sie nie auf der Nase rumgetanzt, ich habe ihr Grenzen gesetzt), es ging nicht mehr anders. Seither hat er sich nicht mehr gemeldet. Nicht im Guten, nicht im Schlechten, auch nicht auf sonstige Art. Aufgeschmissen.
Mich wundert es nicht, wenn nun in den USA eine Gegenbewegung entsteht. Zu abstrus sind die Verhaltensweisen, die derart blinde Christen an den Tag legen, zu lebensfeindlich. Zumal diese Art Christen in USA einflußreich sind, wie man es hier gar nicht kennt.
Was mir außerhalb dieser Debatte(n) an diesen fundamentalistischen Christen und diesen Brights auffällt: Beide exportieren - nach amerikanischer Art - ihre Ideen in die Welt hinaus. Als ob es außer den USA kein zivilisiertes Land auf Gottes Erdboden gäbe, als ob ihre Probleme die Probleme aller Nationen seien.
Nun, wenn das nicht - von sämtlichen anderen Adjektiven abgesehen - zudringlich ist.