Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, einen Kommentar abzugeben. Schließlich wurden meine Beiträge hier ja schon einmal gelöscht.
Aber gerade heute habe ich einen langen Kommentar auf Facebook in einer geschlossenen Gruppe abgegeben. Und jetzt bin ich irgendwie mit dem Thema befasst. Der Anlass war das Betrauern, dass die künstlerischen Beiträge in einem Verein im Abnehmen waren. Und gleichzeitig wurde über zu lange Vorträge gemeckert.
Da ich bereits vierzig Jahre bei dem Verein bin, konnte ich die Beschwerde durchaus verstehen. Den Verein gibt es bereits seit 159 Jahren. Damals war es fantastisch, Künstler zu hören, denn es gab weder Radio, Fernsehen noch Schallplatte oder CD. Alles, was man hören konnte, war echt und live.
Heute kann man jedes Stück in ausgezeichneter Qualität zu jeder Zeit hören, sei es Musik oder Poesie. Das einzige herausstellende Merkmal ist der Umstand, dass die Mitglieder des Vereins selbst die Leistung erbringen müssen.
Aber da stellt sich auf einmal eine Ungeduld ein.
Wie ist das mit dem Bloggen. Das war anfänglich eine fantastische Angelegenheit. Das persönliche Tagebuch öffentlich machen. Über die Themen schreiben, die einen beschäftigten. Die ersten Blogs las ich in den frühen 90er-Jahren bei CompuServe. Das war damals eine ziemlich kostspielige Angelegenheit für mich. Eine Stunde Internet kostete umgerechnet ungefähr 8 € für IBM und zusätzlich 8€ für die Telefonverbindung, bei Datenübertragungsraten von 1200 oder 4800 Baud.
Mit dem WWW ging gleichzeitig eine Reduktion der Telefongebühren einher und der Internetprovider war ein anderer, wesentlich billigerer. Heute sind meine Netzkosten vernachlässigbar. Ich zahle allerdings 80 € im Jahr für eine mögliche Internetpräsenz, die ich gar nicht wirklich ausnütze. Ich hatte ursprüngliche berufliche Absichten damit verbunden.
Zurück zu den Jahren des dritten Jahrtausends. Vor 15 jahren nahm twoday seinen Betrieb auf. Vorher gab es bereits andere Plattformen, von denen einige Bloggerinnen auf twoday abwanderten. Ich begann auch zu schreiben. Was als reines Befindlichkeitsblog begonnen hatte, entwickelte sich zu einer sozialen Plattform. Mindestens neunzig Prozent der Blogger, bei denen ich las und kommentierte, lernte ich persönlich kennen, egal, ob sie in Bonn, in Berlin oder in Meißen zuhause waren. Es gab Bloggertreffen in Wien, Luzern, in Meißen, in Frankfurt, Stuttgart. Und es gab andere Bloggertreffen, bei denen sich andere Gruppen einfanden. Es war eine Gemeinschaft.
Es gab hervorragende Beiträge zu lesen und man lernte ebenso ganz fantastische Personen kennennn. Ich erwähne hier nur z.B. Eugene Faust, wie ihr Bloggername lautete. Manche kamen, manche gingen.
Aber das Bloggen bekam Konkurrenz. Gesprochene Beiträge, Videos. Auf einmal gab es Stars, die mit ihren Videos Millionen verdienten. Die richtigen Bloggerinnen mag das nicht beeinträchtigt haben. Doch die Technik hat sich weiter entwickelt. Und jetzt gibt es neue Plattformen, die etwas differenzierter zu betrachten sind. Es gibt politische Befindlichkeiten, persönliche Befindlichkeiten und teilweise auch literarische Ergüsse. Ab und zu findet sich noch ein persönliches Tagebuch.
Und die Zeit rund um uns bewegt sich immer schneller. Ich hatte einmal gedacht, dass ich bis zum 75. Lebensjahr arbeiten möchte. Dann gab es Entwicklungen rund um die IT, die mich mit 65 in die Pension flüchten ließen. Ich will nicht Teil einer Großtechnologie sein, deren Einfluss ich genauso gefährlich wie die Atomtechnologie und die Gentechnologie einschätze.
Also ziehe ich mich auf mein Hobby zurück und bevorzuge den Kontakt im echten Leben mit Geigern, Bratschisten, Cellisten und all denen, die man halt für gute Kammermusik benötigt.
Manchmal spiele ich auch allen, - an den runden Geburtstagen ...
Kammermusik ist das richtige, ohne Dirigent. (Ich denke gerade an den Dirigenten meines Orchesters, der ein hervorragender Musiker ist, aber menschlich, sagen wir, da nicht mithalten kann. Es ist ein Jammer, als ob die meisten Dirigenten einen Hau hätten. Ich weiss nicht, wie Du das siehst.)
Und was Musikveranstaltungen betrifft: Ich mag lieber die von nicht so bekannten Grössen. Hier in Heidelberg haben wir ja jedes Jahr das Musikfestival "Heidelberger Frühling", und das wird immer noch hochkarätiger und teurer die Eintrittskarten. Und ich merke, die Hochkarätigen, das sind Superroutiniers, die spulen ganz viel mit Routine ab, sodass es mir keinen Spass mehr macht zuzuhören bzw. ich gar überhaupt keinen Zugang mehr habe. Bei den Stars ist es doch glatt besser, scheint mir, eine CD zu kaufen als ins Konzert zu gehen.
Na ja, ich kommentiere ja noch von Zeit zu Zeit. Aber mir fallen keine Themen ein, die nicht schon andere behandelt hätten. Ich schreibe ziemlich viel auf facebook. Aber das sind ja Befindlichkeiten - und kein Bloggen.
Stimmt, das sind Befindlichkeiten. Bloggen ist was anderes.
Ich bilde mir auf dem Blog schon längst nicht mehr ein, ich würde irgendwie bahnbrechend Neues schreiben. So manches mag für mich neu sein, was ich schreibe, aber nichts für die Welt neues.
Eigentlich ist die Bloggerei hauptsächlich ein Kommunikationsmittel, wenn man ehrlich ist (und mehr kommentiert würde).
Wie kommst Du denn mit Facebook zurecht?
Ich gehe hauptsächlich rein, um zu sehen, wer mir geschrieben hat (manche benutzen gerne den Messenger von FB). Ich scrolle dann auch, aber ich merke doch, dass - zumindest bei mir - FB ein ziemlicher Verhau ist. Die olweren Spieleanfragen gibt es nicht mehr (das ist schön), aber FB ist nichts, womit ich mich wirklich wohl oder zufrieden fühle.
Ich komme mit Facebook schon zurecht, obwohl ich mich manchmal ärgere. Ich bin zwar schon ein alter Trottel, aber ich habe mehrere Computer zuhause, ein iPad und dann gibt es noch das Handy. Wenn ich auf dem Handy etwas finde, was ich kommentieren möchte, dann suche ich den Eintrag auf einem Computer, weil ich dort weitaus schneller tippen kann. Und ich finde den Eintrag manchmal spät, manchmal gar nicht, obwohl ich als der gleiche Anwender maximal eine Minute später facebook aufrufe. So etwas ärgert mich.
Ansonsten gibt es einige Freunde, denen ich folge, einige, die mir folgen und in der Regel freue ich mich, wenn ich etwas Neues lese. Ich bin in einigen wenigen Gruppen dabei. D.h. dass sich im Tag ungefähr zehn Meldungen sammeln, was es an Neuem gibt. Die schaue ich mir zu 80% an, von den anderen kann ich aufgrund des Titels erkennen, dass ich nicht hinspringen muss.
Was mich sehr an Facebook freut, ist die Erinnerungsfunktion. Was habe ich vor drei Jahren kommentiert, was habe ich vor 6 Jahren geschrieben. Da ich auf Facebook zu 98% nur positive Dinge schreibe, sind diese Erinnerungen in der Regel erfreulich und auch interessant. Ich kann sehen, ob sich in bestimmten Angelegenheiten meine Meinung geändert hat.
Aber im Wesentlich schreibe ich nur über Kochen, Futtern, Musik und Klavierüben, also nichts Literarisches. Und als Ausreißer gabes zuletzt einen Artikel über Eisenbahn :)
Vermutlich habe ich im Gegensatz zu Dir zu viele Freunde auf FB. Und dann habe ich noch etliche Seiten gelikt. Ich weiss nicht, ob letztere von Haus aus einen hohen Output haben oder ob das an den Algorithmen liegt. Bei mir gibt das alles in allem einen Verhau.
Der Zeitgeist
Aber gerade heute habe ich einen langen Kommentar auf Facebook in einer geschlossenen Gruppe abgegeben. Und jetzt bin ich irgendwie mit dem Thema befasst. Der Anlass war das Betrauern, dass die künstlerischen Beiträge in einem Verein im Abnehmen waren. Und gleichzeitig wurde über zu lange Vorträge gemeckert.
Da ich bereits vierzig Jahre bei dem Verein bin, konnte ich die Beschwerde durchaus verstehen. Den Verein gibt es bereits seit 159 Jahren. Damals war es fantastisch, Künstler zu hören, denn es gab weder Radio, Fernsehen noch Schallplatte oder CD. Alles, was man hören konnte, war echt und live.
Heute kann man jedes Stück in ausgezeichneter Qualität zu jeder Zeit hören, sei es Musik oder Poesie. Das einzige herausstellende Merkmal ist der Umstand, dass die Mitglieder des Vereins selbst die Leistung erbringen müssen.
Aber da stellt sich auf einmal eine Ungeduld ein.
Wie ist das mit dem Bloggen. Das war anfänglich eine fantastische Angelegenheit. Das persönliche Tagebuch öffentlich machen. Über die Themen schreiben, die einen beschäftigten. Die ersten Blogs las ich in den frühen 90er-Jahren bei CompuServe. Das war damals eine ziemlich kostspielige Angelegenheit für mich. Eine Stunde Internet kostete umgerechnet ungefähr 8 € für IBM und zusätzlich 8€ für die Telefonverbindung, bei Datenübertragungsraten von 1200 oder 4800 Baud.
Mit dem WWW ging gleichzeitig eine Reduktion der Telefongebühren einher und der Internetprovider war ein anderer, wesentlich billigerer. Heute sind meine Netzkosten vernachlässigbar. Ich zahle allerdings 80 € im Jahr für eine mögliche Internetpräsenz, die ich gar nicht wirklich ausnütze. Ich hatte ursprüngliche berufliche Absichten damit verbunden.
Zurück zu den Jahren des dritten Jahrtausends. Vor 15 jahren nahm twoday seinen Betrieb auf. Vorher gab es bereits andere Plattformen, von denen einige Bloggerinnen auf twoday abwanderten. Ich begann auch zu schreiben. Was als reines Befindlichkeitsblog begonnen hatte, entwickelte sich zu einer sozialen Plattform. Mindestens neunzig Prozent der Blogger, bei denen ich las und kommentierte, lernte ich persönlich kennen, egal, ob sie in Bonn, in Berlin oder in Meißen zuhause waren. Es gab Bloggertreffen in Wien, Luzern, in Meißen, in Frankfurt, Stuttgart. Und es gab andere Bloggertreffen, bei denen sich andere Gruppen einfanden. Es war eine Gemeinschaft.
Es gab hervorragende Beiträge zu lesen und man lernte ebenso ganz fantastische Personen kennennn. Ich erwähne hier nur z.B. Eugene Faust, wie ihr Bloggername lautete. Manche kamen, manche gingen.
Aber das Bloggen bekam Konkurrenz. Gesprochene Beiträge, Videos. Auf einmal gab es Stars, die mit ihren Videos Millionen verdienten. Die richtigen Bloggerinnen mag das nicht beeinträchtigt haben. Doch die Technik hat sich weiter entwickelt. Und jetzt gibt es neue Plattformen, die etwas differenzierter zu betrachten sind. Es gibt politische Befindlichkeiten, persönliche Befindlichkeiten und teilweise auch literarische Ergüsse. Ab und zu findet sich noch ein persönliches Tagebuch.
Und die Zeit rund um uns bewegt sich immer schneller. Ich hatte einmal gedacht, dass ich bis zum 75. Lebensjahr arbeiten möchte. Dann gab es Entwicklungen rund um die IT, die mich mit 65 in die Pension flüchten ließen. Ich will nicht Teil einer Großtechnologie sein, deren Einfluss ich genauso gefährlich wie die Atomtechnologie und die Gentechnologie einschätze.
Also ziehe ich mich auf mein Hobby zurück und bevorzuge den Kontakt im echten Leben mit Geigern, Bratschisten, Cellisten und all denen, die man halt für gute Kammermusik benötigt.
Manchmal spiele ich auch allen, - an den runden Geburtstagen ...
Borodin anlässlich des 65. Geburtstags
Kammermusik ist das richtige, ohne Dirigent. (Ich denke gerade an den Dirigenten meines Orchesters, der ein hervorragender Musiker ist, aber menschlich, sagen wir, da nicht mithalten kann. Es ist ein Jammer, als ob die meisten Dirigenten einen Hau hätten. Ich weiss nicht, wie Du das siehst.)
Und was Musikveranstaltungen betrifft: Ich mag lieber die von nicht so bekannten Grössen. Hier in Heidelberg haben wir ja jedes Jahr das Musikfestival "Heidelberger Frühling", und das wird immer noch hochkarätiger und teurer die Eintrittskarten. Und ich merke, die Hochkarätigen, das sind Superroutiniers, die spulen ganz viel mit Routine ab, sodass es mir keinen Spass mehr macht zuzuhören bzw. ich gar überhaupt keinen Zugang mehr habe. Bei den Stars ist es doch glatt besser, scheint mir, eine CD zu kaufen als ins Konzert zu gehen.
steppenhund auf facebook
Ich bilde mir auf dem Blog schon längst nicht mehr ein, ich würde irgendwie bahnbrechend Neues schreiben. So manches mag für mich neu sein, was ich schreibe, aber nichts für die Welt neues.
Eigentlich ist die Bloggerei hauptsächlich ein Kommunikationsmittel, wenn man ehrlich ist (und mehr kommentiert würde).
Wie kommst Du denn mit Facebook zurecht?
Ich gehe hauptsächlich rein, um zu sehen, wer mir geschrieben hat (manche benutzen gerne den Messenger von FB). Ich scrolle dann auch, aber ich merke doch, dass - zumindest bei mir - FB ein ziemlicher Verhau ist. Die olweren Spieleanfragen gibt es nicht mehr (das ist schön), aber FB ist nichts, womit ich mich wirklich wohl oder zufrieden fühle.
Ansonsten gibt es einige Freunde, denen ich folge, einige, die mir folgen und in der Regel freue ich mich, wenn ich etwas Neues lese. Ich bin in einigen wenigen Gruppen dabei. D.h. dass sich im Tag ungefähr zehn Meldungen sammeln, was es an Neuem gibt. Die schaue ich mir zu 80% an, von den anderen kann ich aufgrund des Titels erkennen, dass ich nicht hinspringen muss.
Was mich sehr an Facebook freut, ist die Erinnerungsfunktion. Was habe ich vor drei Jahren kommentiert, was habe ich vor 6 Jahren geschrieben. Da ich auf Facebook zu 98% nur positive Dinge schreibe, sind diese Erinnerungen in der Regel erfreulich und auch interessant. Ich kann sehen, ob sich in bestimmten Angelegenheiten meine Meinung geändert hat.
Aber im Wesentlich schreibe ich nur über Kochen, Futtern, Musik und Klavierüben, also nichts Literarisches. Und als Ausreißer gabes zuletzt einen Artikel über Eisenbahn :)
Vermutlich habe ich im Gegensatz zu Dir zu viele Freunde auf FB. Und dann habe ich noch etliche Seiten gelikt. Ich weiss nicht, ob letztere von Haus aus einen hohen Output haben oder ob das an den Algorithmen liegt. Bei mir gibt das alles in allem einen Verhau.