Ich wurde gerade auf wvs in eine Anthroposophie-Diskussion verwickelt. Ich habe mich wegen Sinnlosigkeit ausgeklinkt. Was ich hier lese, tut mir für die Betroffenen (speziell für Sie als Betroffene) leid. Hätte ich als Vater feststellen können, dass der Unterricht so verläuft, hätte ich die Kinder von der Schule genommen. Aber das war, wie ich schon angedeutet habe, in der Schule unserer Kinder nicht der Fall.
Gute Musiker, gute Mathematiker, gute Deutschlehrer.
Aber darum geht es mir nicht.
"Der werte Herr war der Ansicht, dass er nicht üben müsse, dass bei ihm alles vom Himmel fiele (der Vater war auch so ein Übeverweigerer, aber andere sollten ranklotzen). Entsprechend beschissen spielte der Sohn auch.
...
Bei ihm fehlte das echte, ehrliche Interesse an der Musik."
Diese zwei Sätze drücken alles aus, was nur das Mieseste im Menschen charakterisiert.
Als Gegenbeispiel erwähne ich jetzt einmal Svatoslav Richter, der es zwar nicht zugegeben hat, aber stundenlang an Stellen gefeilt hat. In einem späten Interview, er muss weit über achtzig gewesen sein, hat er einmal resignierend festgestellt: so richtig gut habe ich nie gespielt. Und das sagt einer, der als einer der besten All-Time-Pianisten gehandelt wird. (Gut, sein Schubert ist mir zu langsam, aber das ist schon die einzige Kritik, die mir einfallen könnte.)
Das mit dem nicht üben müssen, könnte ich mir bei zwei Personen vorstellen. Franz Liszt und Max Reger. Und es gibt noch ein paar mehr, die ich jetzt aber nicht direkt aufzählen könnte. Vielleicht Friedemann Bach.
Ich kann nur eines sagen: schon die Überlegung, keinen Lehrer oder Lehrerin zu brauchen, ist ein Fall von Selbstüberschätzung und falscher Einbildung. Ich merke das jetzt. Zwar könnte ich einiges einfach dadurch verbessern, in dem ich mich selbst aufnehme. Nicht alles, was meine Lehrerin mir sagt, wäre neu für mich. Nur während ich spiele, kann ich nicht auf alles achten.
Aber was noch viel wertvoller ist: sie weist mich auf Details hin, die "einfach nicht" in den Noten stehen. Z.B. wie man bei Beethoven bestimmte Stimmen bestimmten Instrumenten zuordnen muss, was sich dann in der Phrasierung niederschlägt. (Eigentlich hat mir das schon mein Klavierlehrer vor 58 Jahren mitgeteilt, ich habe es aber inzwischen verdrängt oder vergessen.) Und Phrasierung, die beim Klavier genauso wichtig wie das Atmen beim Sänger und der Strich bei der Violine ist, ist etwas, woran ich immer wieder erinnert werden muss.
Jede Doppelstunde hinterläßt mit mit offenem Mund und absoluter Müdigkeit, weil ich wirklich aufpasse. Und Konzentration über zwei Stunden ist schon etwas hart für einen Mümmelgreis wie mich.
Aber so lange ich üben kann, werde ich nicht älter :) :) :)
Anthroposophie-Diskussion ist sinnlos, das habe ich bei denen (an anderer Stelle bei mir im Leben) auch schon erkennen müssen. Da hilft nur, für sich selbst die Konsquenzen ziehen und gehen, wenn nur irgend möglich.
Es ist echt schade, dass meine Mutter das damals nicht erkannt hat. Wer weiss, wie sie reagiert hätte? Sie war eine gerade Frau, sehr direkt. Aber sie hatte auch verdammt ihre Probleme mit ihrem damals schon Ex-Mann. (Selbst wenn er nicht Ex gewesen wäre, wäre es problematisch gewesen. Der ganze Mann war einfach problematisch.)
Das war so eine Zwickmühle.
Ich für mich bin einfach froh, dass ich es hinter mich gebracht habe und mich jetzt an gutem Unterricht erfreuen kann. Eine feine Sache! (Und, o ja, ich bin damals alleine weitergekommen als mit Lehrer. Was für ein Schwachsinn. Fand ich damals schon.)
Ja, es ist eine völlige Verblasenheit, sich einzubilden, man müsse nicht üben. Alles, was nur irgendwie Handwerk ist, muss sowieso geübt werden. Bei der Musik kommt noch das Verstehen und die Vielfältigkeit dazu. Da lernt man nie aus.
Ich kann mir aber vorstellen, dass der Leiter meines Ensembles und mein ehemaliger Geigenlehrer sich kennen. Sie waren einige Jahre in der gleichen Stadt, der erste als Kantor (A-Stelle), der zweite als Student. Wenn die wirklich aufeinandergetroffen sind - was gut sein kann - dann hat es gekracht, denn der erste ist ein völliger Realist, und der zweite völlig verblasen. (Ich habe noch nicht gefragt, vllt. tu ich es noch.)
Gute Musiker, gute Mathematiker, gute Deutschlehrer.
Aber darum geht es mir nicht.
"Der werte Herr war der Ansicht, dass er nicht üben müsse, dass bei ihm alles vom Himmel fiele (der Vater war auch so ein Übeverweigerer, aber andere sollten ranklotzen). Entsprechend beschissen spielte der Sohn auch.
...
Bei ihm fehlte das echte, ehrliche Interesse an der Musik."
Diese zwei Sätze drücken alles aus, was nur das Mieseste im Menschen charakterisiert.
Als Gegenbeispiel erwähne ich jetzt einmal Svatoslav Richter, der es zwar nicht zugegeben hat, aber stundenlang an Stellen gefeilt hat. In einem späten Interview, er muss weit über achtzig gewesen sein, hat er einmal resignierend festgestellt: so richtig gut habe ich nie gespielt. Und das sagt einer, der als einer der besten All-Time-Pianisten gehandelt wird. (Gut, sein Schubert ist mir zu langsam, aber das ist schon die einzige Kritik, die mir einfallen könnte.)
Das mit dem nicht üben müssen, könnte ich mir bei zwei Personen vorstellen. Franz Liszt und Max Reger. Und es gibt noch ein paar mehr, die ich jetzt aber nicht direkt aufzählen könnte. Vielleicht Friedemann Bach.
Ich kann nur eines sagen: schon die Überlegung, keinen Lehrer oder Lehrerin zu brauchen, ist ein Fall von Selbstüberschätzung und falscher Einbildung. Ich merke das jetzt. Zwar könnte ich einiges einfach dadurch verbessern, in dem ich mich selbst aufnehme. Nicht alles, was meine Lehrerin mir sagt, wäre neu für mich. Nur während ich spiele, kann ich nicht auf alles achten.
Aber was noch viel wertvoller ist: sie weist mich auf Details hin, die "einfach nicht" in den Noten stehen. Z.B. wie man bei Beethoven bestimmte Stimmen bestimmten Instrumenten zuordnen muss, was sich dann in der Phrasierung niederschlägt. (Eigentlich hat mir das schon mein Klavierlehrer vor 58 Jahren mitgeteilt, ich habe es aber inzwischen verdrängt oder vergessen.) Und Phrasierung, die beim Klavier genauso wichtig wie das Atmen beim Sänger und der Strich bei der Violine ist, ist etwas, woran ich immer wieder erinnert werden muss.
Jede Doppelstunde hinterläßt mit mit offenem Mund und absoluter Müdigkeit, weil ich wirklich aufpasse. Und Konzentration über zwei Stunden ist schon etwas hart für einen Mümmelgreis wie mich.
Aber so lange ich üben kann, werde ich nicht älter :) :) :)
Es ist echt schade, dass meine Mutter das damals nicht erkannt hat. Wer weiss, wie sie reagiert hätte? Sie war eine gerade Frau, sehr direkt. Aber sie hatte auch verdammt ihre Probleme mit ihrem damals schon Ex-Mann. (Selbst wenn er nicht Ex gewesen wäre, wäre es problematisch gewesen. Der ganze Mann war einfach problematisch.)
Das war so eine Zwickmühle.
Ich für mich bin einfach froh, dass ich es hinter mich gebracht habe und mich jetzt an gutem Unterricht erfreuen kann. Eine feine Sache! (Und, o ja, ich bin damals alleine weitergekommen als mit Lehrer. Was für ein Schwachsinn. Fand ich damals schon.)
Ja, es ist eine völlige Verblasenheit, sich einzubilden, man müsse nicht üben. Alles, was nur irgendwie Handwerk ist, muss sowieso geübt werden. Bei der Musik kommt noch das Verstehen und die Vielfältigkeit dazu. Da lernt man nie aus.
Ich kann mir aber vorstellen, dass der Leiter meines Ensembles und mein ehemaliger Geigenlehrer sich kennen. Sie waren einige Jahre in der gleichen Stadt, der erste als Kantor (A-Stelle), der zweite als Student. Wenn die wirklich aufeinandergetroffen sind - was gut sein kann - dann hat es gekracht, denn der erste ist ein völliger Realist, und der zweite völlig verblasen. (Ich habe noch nicht gefragt, vllt. tu ich es noch.)